Bund pflanzte jetzt drei Mandelbäume in Guldental

 

Naturkundliche Wanderung an der Guldentaler Feldbahn

Naturkundliche Wanderung an der Guldentaler Feldbahn am Montag, dem 15. Mai 2017

Gemeinde Guldental, Familie Faust und BUND hatten eingeladen zur Führung im Gelände um die historische Feldbahn.

Die gut besuchte Führung begann auf dem Parkplatz mit einer Einführung.

Hans Faus zeigte aktuell blühende botanische Raritäten: das Felsen-Fingerkraut(Potentilla rupestris) gehört zu den Rosengewächsen und sieht aus wie eine hochwüchsige Walderdbeere. Es kommt in unserem Gebiet nur an wenigen Stellen vor. Die Schopfige Traubenhyazinthe(Muscari comosum) fällt auf durch ihren dunkelblauen Schauapparat(Schopf) oberhalb der unauffällig bräunlichen Blüten. Von der Traubenhyazinthe wurden auch Zwiebeln verteilt. Auch Samen der Kornrade waren zu haben.

Ein kurzer Spaziergang führte die etwa 30 Teilnehmer zu einer Obstwiese außerhalb des Bahngebiets. Hans Faus erklärte kurz einiges zur Gestaltung einer Streuobstwiese: Pflanzabstand, Schnitt, Wuchseigenschaften einiger Obstarten. Gezieltere Ausführungen gab es zu Walnüssen am Beispiel der vor Ort gepflanzten Roten Lienzer Nuss, die zu den rotkernigen Sorten gehört. Mitgebrachte Beispiele von Sämlingsnüssen und Baumschulsorten zeigten die Bandbreite dieser Obstart. Die Walnuss(Juglans regia) ist eine eingebürgerte Exotin. Ihre natürliche Verbreitung erstreckt sich über das östliche Mittelmeergebiet, den Balkan und einige Länder in Vorder- und Mittelasien. Dort wächst sie in feuchten Schluchtwäldern der Hochgebirge, im Himalaya noch in bis zu 3300 Metern Höhe.

In einer nahegelegenen Dornenhecke wächst die recht seltene Bibernell-Rose(Rosa pimpinellifolia). Ihr Name provoziert die Verwechslung mit den Bibernellen(Gattung Pimpinella aus der Familie der Doldengewächse). Der Name hängt aber zusammen mit den Blättern des Gewürzkrauts Pimpernelle, bekannt durch die Frankfurter Grüne Soße. Die Pimpernelle zählt zu den wenigen Küchenkräutern, die bei uns heimisch sind. Sie wächst auf mageren Wiesen und in Halbtrockenrasen: Kleiner Wiesenknopf(Sanguisorba minor), auch ein Rosengewächs. Seine Blätter sind denen der Bibernellrose sehr ähnlich. Deshalb hatte Hans Faus zum direkten Vergleich Blätter der Pflanze mitgebracht. Herr Dr. Geier ergänzte den zweiten Namen der Bibernell-Rose: Rosa spinosissima, Stacheligste Rose. Dieser Name bezieht sich auf die enorme Anzahl an feinen, relativ weichen Stacheln, wie sie keine andere heimische Rosenart besitzt.

Eine vergnügliche Einlage war die Fahrt mit der Feldbahn unter der Leitung von Gerhard Faust. Es ging entlang der von Gerhard Faust angelegten Streuobstwiese zum Guldental-Blick, wo die Fahrgäste bei bestem Wetter und guter Sicht die schöne Guldentaler Landschaft erlebten. Dann erreichten die Besucher die eindrucksvolle Felsszenerie des ehemaligen Formsandbruchs. Dort erklärte Wolfdieter Faust anschaulich die geologischen Formationen des Rotliegenden.

Hans Faus lobte die vorbildlichen Leistungen der Familie Faust für Naturschutz und Landschaftspflege in Zusammenarbeit mit dem BUND: Pflanzung von 70 Speierlingen und weiteren heimischen Gehölzen wie Elsbeere, Wildbirne, Mehlbeere und Edelkastanie. Die BUND-Mitglieder freuen sich über die maschinelle Hilfe bei Neupflanzungen und Pflegearbeiten auf den Obstwiesen, nicht nur auf Flächen im Besitz der Familie Faust.

Im Anschluss an die Bahnfahrt besichtigte die Besuchergruppe ein schönes Vorkommen der Bocks-Riemenzunge(Himantoglossum hircinum) gegenüber der Museumshalle. Diese Orchideenart hat im Naheland wohl deutschlandweit ihre stärksten Bestände. Schon der große Botaniker und Naturschützer Alfred Blaufuß bezeichnete sie als Charakterpflanze des Nahetals. Innerhalb der Guldentaler Gemarkung gibt es einige hundert Exemplare, auch entlang einiger Weinbergswege. Die schöne, skurril geformte Blüte der Pflanze steht in lebhaftem Kontrast zu dem Bocksgeruch, der von ihr ausgeht. Der Standort bei der Feldbahnhalle hat sich in den letzten Jahren durch rücksichtsvolles Mähen zum richtigen Zeitpunkt gut entwickelt.

Im Anschluss spazierte die Besuchergruppe über den nahegelegenen Lagerplatz. Dort pflanzte der BUND im Rahmen des Sortenerhaltungsprojekts im Winter 2015 zwölf seltene Bastardkirschen. Diese stehen zwischen Süß- und Sauerkirschen und zeichnen sich durch einen guten Geschmack aus. Leider liefern manche Sorten keine hohen Erträge, weshalb sie für gewerbliche Zwecke kaum in Frage kommen. So gilt es, diese Sorten in Verbindung mit Naturschutzmaßnahmen oder bei der Landschaftsgestaltung zu bewahren.

Zuletzt wanderte die Gruppe entlang der Geleise zum „Guldental-Blick“. An auffälligen Pflanzen wären zu nennen: Großer Ehrenpreis(Veronica teucrium), Speierling(Sorbus domestica), Elsbeere(Sorbus torminalis) und Deutscher Ziest(Stachys germanica). Der Rückweg zur Feldbahnhalle führte an einem biologisch bewirtschafteten Weinberg vorbei, in dem Inkarnat-Klee(Trifolium incarnatum) und Saat-Esparsette(Onobrychis viciifolia) wachsen.

Ein ganz besonderer Pflanzenfund überraschte die Besucher noch zum Schluss: die seltene Ungarische Wicke(Vicia pannonica).

Ein Gewinn für die Naturkundler war die Beteiligung von Herrn Dr. Thomas Geier, der die Wanderung durch seine profunden Kenntnisse über Schmetterlinge bereicherte.

 

Foto: Dieter Ackermann

Selten aber wertvoll

Mit 52 Apfelsorten war die von Hans Faus (2.v.l.) organisierte Ausstellung im Gemeindesaal beeindruckend bestückt. Foto: Jens Fink Von Jens Fink STREUOBSTWIESEN Guldentaler lernen bei Wanderung durch Gemarkung heimische Sorten kennen GULDENTAL – Über die Vielfalt der einheimischen Streuobstwiesen und die Möglichkeiten, Obst zu schmackhaften Speisen und Getränken zu verarbeiten, informierte der Guldentaler Hans Faus im Rahmen der „Kulturwoche“ der Verbandsgemeinde auf einer lehrreichen Tour durch die örtliche Gemarkung. Wer die normalerweise im Supermarkt angebotenen, meist höchstens zehn verschiedenen Apfelsorten begutachtet, kam schon ins Staunen auf der Wanderung durch die vom BUND angelegten Streuobstwiesen, wo mittlerweile über 100 Arten von Äpfeln und rund ebenso viele Kirsch- sowie diverse Birnen- und Pflaumensorten wachsen. Sie würden von den BUND-Mitgliedern liebevoll gepflegt und werteten nicht zuletzt die Ökologie der Landschaft rund um die Weinbaugemeinde erheblich auf, erläuterte Faus. Nicht im Supermarkt Dabei setzten die Naturschützer bewusst auf einheimische, traditionelle sowie selten gewordene Arten, die eben leider nicht in den Regalen der großen Supermärkte zu finden, jedoch mit ihren hohen Vitamingehalten und aufgrund des rein biologischen Anbaus für die Ernährung besonders wertvoll seien. Darunter befänden sich Sorten wie die „Landsberger Renette“, der „Lausitzer Nelkenapfel“ oder auch der „Guldentaler Knorzekopp“, auf den die BUND-Mitglieder besonders stolz seien und dessen weitere Verbreitung in der Region und regionalen Geschäften sie bewusst förderten, bekräftigte Faus. Charakteristisch für die vielfältigen Streuobstwiesen sei die bewusst gewählte Vielfalt aus hochstämmigen, unterschiedlichen Sorten, die in lockerer Weise gepflanzt das Landschaftsbild in besonderer Weise prägten und die mit ihrer savannenartigen Struktur und den in sie eingebetteten Naturwiesen ein Mosaik verschiedener Kleinlebensräume darstellten und etwa als Nistplätze für Stein- und Sperlingskäuze und andere seltene Vögel dienten. Äpfel als Exponate Auch Feldmäuse, Siebenschläfer oder Haselmäuschen fühlten sich in den gewachsenen Streuobstanlagen wohl, erfuhren die rund zwei Dutzend Wanderer, die im Gemeindehaus noch 52 der angebauten Apfelsorten in Form einer großen, im Stile des Pomologenvereins organisierten Ausstellung bewundern konnten und wo auch einheimische Birnen und verschiedene Walnusssorten auf viel Interesse stießen. Mit klassischen Gitarrenklängen stimmten die Guldentaler Musiker Michael Faus und Marc Kluschat auf das die Wanderung abrundende Kaffeetrinken ein, bei dem natürlich die von den Landfrauen gebackenen Apfelkuchen-Spezialitäten im Mittelpunkt standen. Hier schmeckten mit dem Guldentaler Knorzekopp oder mit der „Gold-Parmäne“ belegte Kuchen und begeisterten die hungrigen Obstfreunde ebenso wie ein Spanischer- oder ein mit der Sorte „Baumanns Renette“ belegter Apfelkuchen, der bereits optisch einen echten Leckerbissen darstellte.

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