Guldentaler Streuobstwiesen sind Teil eines Monitorings zur Insektenvielfalt im Rahmen des Verbundprojektes MonViA
Wissenschaftler*innen des Julius Kühn-Instituts (JKI) untersuchen, wie gut sich Streuobstwiesen als Rückzugsorte für nützliche Gegenspieler eignen. Die Untersuchung ist Teil des vom BMEL finanzierten bundesweiten Langzeitmonitoring der biologischen Vielfalt in Agrarlandschaften („MonViA“, agrarmonitoring-monvia), das vom Julius Kühn-Institut, dem Thünen-Institut und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) durchgeführt wird.
Die Forscher vom Institut für Biologischen Pflanzenschutz in Darmstadt haben dazu mehrmals in diesem Jahr auf insgesamt 12 Streuobstwiesen in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz verschiedene Fallensysteme aufgestellt, um Insekten einzufangen und ihre Vielfalt zu bestimmen.
Zwei dieser Streuobstwiesen werden von der BUND Ortsgruppe Guldental betreut und gepflegt. So wurden hier dreimal im Jahr 2020 für wenige Tage mit Wasser gefüllte Gelbschalen (Abbildung 1), die v.a. blütenbesuchende Insekten anlocken, aufgestellt. Zudem wurden fliegende Insekten mit reusenähnlichen so genannten „Malaisefallen“ gefangen (Abbildung 2 & 3). Des Weiteren gehen die Wissenschaftler*innen auch mit Kescher, Klopfschirm und Streifnetz auf die Jagd.
Dabei interessieren sich die Darmstädter vor allem für räuberische Insekten wie Schwebfliegen (Abbildung 4) oder räuberische Wanzen, da diese eine wichtige Rolle bei der natürlichen Kontrolle von Schädlingen spielen. Je vielfältiger und attraktiver die Agrarlandschaft für unterschiedlichste Nützlingsarten ist, desto größer fällt die von ihnen erbrachte kostenlose Dienstleistung „Schädlingsregulierung“ aus, sodass weniger oder auch gar keine chemischen Pflanzenschutzmittel mehr eingesetzt werden müssen. Gerade Streuobstwiesen könnten gut geeignete Refugien darstellen, in denen sich diese Nützlinge ernähren und vermehren können, um anschließend auf den umliegenden Äckern aktiv zu werden. Um jedoch Ideen dafür zu entwickeln, wie man solche Rückzugshabitate für Nützlinge attraktiver gestalten kann, muss man erst einmal wissen, welche Insektenarten vorkommen, wie aktiv sie sind und wie sich ihre Bestände langfristig entwickeln. Es ist natürlich immer kritisch, wenn in Fallensystemen, die eigentlich der Erfassung und damit mittelbar der Erhaltung der Artenvielfalt dienen sollen, zunächst einmal Tiere sterben müssen. Mit diesem Dilemma ist die Forschung häufig konfrontiert. Um einzelne besonders schützenswerte Arten aber sicher zu bestimmen und auch einen Eindruck zu erhalten, wie häufig Generalisten oder Spezialisten in einem Ökosystem vorkommen, ist das leider unerlässlich. Um den Schaden möglichst gering zu halten, erfolgt der Aufbau der Fallen zeitlich und räumlich begrenzt. Im Rahmen des Projektes MonViA soll zudem geprüft werden, ob nicht andere Fallensysteme für bestimmte Zwecke ebenfalls geeignet wären und dennoch eine solide Datenbasis liefern. Deshalb werden bspw. verschiedene Fallensysteme verglichen und gegebenenfalls durch den Einsatz neuer Technologien angepasst, sodass man auf Dauer ein Bild über die Vielfalt der Insekten, ohne, dass diese den „Tod für die Wissenschaft“ sterben müssen erhält, sodass sie ihre Funktion im Ökosystem weiter ausüben können.
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